Geboren 1956. Studium der Mathematik, Physik, allgemeinen, vergleichenden und romanischen Sprachwissenschaft sowie Computerlinguistik an der Universität Regensburg, abgeschlossen mit dem Diplom in Mathematik. 1988 Promotion bei Gerhard Ernst in Romanischer Sprachwissenschaft mit der Dissertation „Romanische Verbalmorphologie und relationentheoretische mathematische Linguistik. Axiomatisierung und algorithmische Anwendung des klassischen Wort-und-Paradigma-Modells“. Von 1990 bis 2022 Professor für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Hochschule Nürnberg. Dort untersuchte Holl die flexionsmorphologischen Systeme verschiedener Sprachen mit Data-Mining-Methoden. Parallel dazu beschäftigte er sich eingehend mit der Modellierung von Informationssystemen auf erkenntnistheoretischer Grundlage, insbesondere unter Einbeziehung der evolutionären Erkenntnistheorie. In diesem Fachgebiet hatte er Gastprofessuren an der Linné-Universität in Växjö (2005-08) und an der University West in Trollhättan 2011-16) in Schweden inne. Als Koordinator für internationale Beziehungen verbrachte er zahlreiche Gastaufenthalte an verschiedenen Universitäten.
Seit etwa 2010 forscht Holl schwerpunktmäßig zur Geschichte der Mathematik in der frühen Neuzeit. Seit 2022 ist er Professor für Mathematikgeschichte an der Strömstad Akademi in Schweden. Er veröffentlichte eine Reihe von Schriften zur Mathematikgeschichte und erhielt 2022 den Adam-Ries-Sonderpreis des Adam-Ries-Bunds in Annaberg-Buchholz.
Veröffentlichungen (in Auswahl): „Mono-perspective views of multi-perspectivity: information systems modeling and ‚The blind men and the elephant‘“ (mit Edith Feistner, 2006), „Epistemological foundations of requirements engineering“ [mit Dominique Maydt, in: Alptekin Erkollar (Hg.): Enterprise and business management, A handbook for educators, consulters and practitioners, 2007], „Inflectional morphology, reverse similarity and data mining. Finding and applying compact and transparent descriptions of verb systems of natural languages“ (in: International Journal for Computer Linguistics Research 2, 2011), „Heinrich Schreibers ‚Buechhalten durch Zornal Kaps vnd Schuldtbůch auff alle kauffmannschafft‘. Die erste deutsche Anleitung zum Buchhalten. Edition, Analyse der Geschäftsvorfälle und Vergleich mit heutiger Buchhaltung“ (mit Sandra Rausch, 2016), „Erzählen und Rechnen in der frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Blicke auf Regensburger Rechenbücher“ (als Herausgeber mit Edith Feistner, 2016), „Anton Neudörffer (1571 Nürnberg – Regensburg 1628) und seine ‚Grosse Arithmetic‘“ (als Herausgeber mit Rudolf Haller, Yvonne Stry und Alexander Groß, 2020), „Simon Jacobs Briefsammlung. Briefe von Johann Neudörffer und anderen Rechenmeistern mit postumen Ergänzungen und kalligraphischen Übungen“ (mit Rudolf Haller, 2023), „Johann Neudörffers Rechenbuch ‚Aigentliche verzaichnus‘. Ein Autograph“ (mit Rudolf Haller, 2023), „Die Nürnberger Rechenmeisterfehde von 1550 und Wolff Michels Tractetlein von 1558“ (mit Rudolf Haller, 2024) und „The earliest printed arithmetic book in each of 35 European languages (before 1900) – supplemented with all vernacular arithmetic incunabula and post-incunabula until 1520 – with an appendix of the earliest printed arithmetic book in each of 45 languages worldwide in less detail” (2025).
Stand: 24.9.2025